Eine Deutsche, die Ischia liebt: Elena – II. Teil
[Unsere Freundin Elena erzählt weiter …]
von Elena Littmann
…. Denn obwohl sich die Ischitaner natürlich auf den Tourismus eingestellt haben,begegnete mir doch fast überall die schlichte Herzlichkeit und überwältigende Gastfreundschaft sich selbst treu gebliebener Insulaner.
Ein paar Kostproben:
Ich verlaufe mich in einem Weinberg, ein alter Bauer, von der harten Arbeit ebenso knotig wie seine Rebstöcke und dementsprechend schlecht zu Fuß, geleitet mich ein weites Stück, nicht ohne mir ein paar seiner mühselig erwirtschafteten Trauben aufgedrängt zu haben. Andere Einheimische stiegen extra aus ihrem Auto oder fuhren sogar einen Umweg, um die verrückte deutsche Fußgängerin wieder auf den rechten Weg zu bringen.
Ein andermal erkundigte ich mich nur nach der gesuchten (schlecht ausgeschilderten – auch das ist wohl leider typisch!) Trattoria in den Bergen und der Befragte lud uns gleich zu dreimannhoch ein, mit ihm in seiner spartanischen kleinen Hütte zu speisen – er habe gerade ein Kaninchen auf dem Feuer. Und die Wirtin des schließlich gefundenen Landgasthofs beschenkte alle zum Abschied reich mit Knoblauch und Nüssen. Unvergessen sind auch die sonnensatten Tomaten und Basilikum, die mir „mein“ Masseur aus eigenem Anbau mitbrachte. Denn selbst die in der Tourismusbranche oder den Läden Tätigen beweisen durchweg ehrliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft anstelle von Genervtheit oder aufdringlicher Anbiederung (was ja angesichts der Heerscharen von Feriengästen nicht verwunderlich wäre). So drückte mir z.B. der Besitzer einer Boutique sowie des Sant Angelo vorgelagerten „Torre“ einfach die Schlüssel zu seinem Privatberg in die Hand, nur weil ich dessen Anblick im rosa Abendlicht laut bewundert hatte. Der anschließende Aufstieg und Rundblick wurde zum unvergesslichen Erlebnis!
Überhaupt spürt man allenthalben den Stolz und die Liebe der Ischitaner zu ihrer Insel. Umso unverständlicher ist es da, wie wenig pfleglich sie oft mit ihr umgehen. Bausünden, wilde Müllkippen, knöcheltiefer Abfall oder durch Rodung und Brände menschengemachte Erosion zerstören ihre Natur- und Kulturschätze …
Ich habe mich auf jener ersten Reise in Ischia verliebt, bin mehrfach wiedergekommen, habe jedesmal neue landschaftliche oder historische Schönheiten und nette Menschen kennengelernt und werde das hoffentlich auch zukünftig noch oft tun können – aber immer mit der leisen Wehmut, dass ich die Insel nicht ganz so paradiesisch erleben durfte, wie sie noch bis vor 30 – 50 Jahren gewesen sein muss.
(Ende)